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Am 31.3.1992 hat das Erzbergwerk Grund (EBG) seine Erzförderung eingestellt. Aus diesem Anlass fand am 31.3.2012 das Kolloqium "Arsch ab" in Bad Grund statt. Die Photoauswahl auf den beiden Photoleisten unten sind alle auf einer Exkursion am 1.4.2012 im Rahmen dieses Kolloqiums entstanden und zeigen den Zustand der Anlagen 20 Jahre nach der Schließung. Ausschlaggebend für die Schließung war nicht die Erschöpfung der Lagerstätte, sondern der für einen wirtschaftlichen Weiterbetrieb ungünstig schwankende Weltmarktpreis für (hauptsächlich) Zink. An der Entscheidung zur Betriebsschließung stand man bereits 1988. Sie wurde herausgezögert, indem nur noch Reicherzpartien abgebaut wurden (Raubbau).

Das EBG ist 1923 aus dem Zusammenschluß der Gruben Hilfe Gottes und Bergwerkswohlfahrt entstanden. Beide Grubengebäude waren bereits seit 1888 miteinander verbunden. Betrieben wurde das EBG von Beginn an bis zur Schließung von der ebenfalls 1923 gegründeten Preussag. Es verfügte zuletzt über 4 offene Tagesschächte. Von West nach Ost waren dies:
 ▪  Der Westschacht (Teufe 518,29 m)
wurde von 1933 bis 1938 als Untersuchungsschacht abgeteuft und diente von 1976 bis zuletzt nur noch als ausziehender Wetterschacht. Durch die markante Beton-"Tüte" (im Bild rechts hinter den Bäumen) konnten mit einem verstellbaren Axiallüfter nach Ausrauben des Schachtes bis zu 4000 m3 Wetter pro Minute aus der Grube gezogen werden. Diese Leistung ist aber wohl nur bei Befahrungen durch die Bergbehörde (Gewerbeaufsicht) voll abgerufen worden. Das Schachtgerüst wurde im März/April 1999 vom Museumsverein Bindweide (Westerwald, Siegerländer Eisenerzrevier) demontiert und kann am neuen Standort bis auf die Ebene der Seilscheiben bestiegen werden. Am alten Standort deutet bis auf wenige Reste im Boden, die alte (heute offene) Umzäunung des Geländes, die typische Schwermetallvegetation und die Haldentopographie nichts mehr auf eine Schachtanlage hin.
Westschacht
Der Westschacht zu Betriebszeiten 1988
 ▪  Der Achenbach-Schacht (Teufe 713,38 m)
wurde 1904 bis 1907 als neuer Hauptförder- und Seilfahrtschacht abgeteuft und ersetzte den alten reparaturanfälligen Hilfe Gottes - Schacht. Der Achenbach-Schacht war als einziehender Wetterschacht des EBG mit einer Schachtheizung versehen. Damit wurde im Winter die Eisbildung im Schacht, wie sie vom Wiemannsbucht-Schacht bekannt ist, verhindert. Die erste Fördermaschine wurde 1933 durch die 1973 abgestellte aber heute noch vorhandene doppelkonische Trommelfördermaschine ersetzt. Die zuletzt betriebene Koepe-Fördermaschine ist nicht mehr vorhanden. Das Schachtgerüst von 1907 wurde ebenfalls 1933 erhöht und 1976 durch das heute noch vorhandene ersetzt. Es ist eines der Wahrzeichen von Bad Grund. Das Betriebsgelände wird von verschiedenen Firmen weitergenutzt.
 ▪  Der Knesebeck-Schacht (Teufe 499 m)
wurde 1855 als Lichtloch für den Ernst-August - Stollen sowie für das Feld neuer Bergstern angesetzt. Seit 1861 gab es eine Verbindung auf der Ernst-August Stollensohle mit dem Hilfe Gottes - Schacht, der ebenfalls als Lichtloch für den Stollen mitbenutzt wurde. Er wurde Anfang des 20. Jh. als Fahr- und Materialschacht ausgebaut. Die Fahrung wurde 1974 aufgegeben, er diente danach ausschließlich als ausziehender Wetterschacht. Das Schachtgerüst von 1923 mit Fördermaschine und der Hydrokommpressoren-Turm sind heute wesentlicher Bestandteil des sich auf dem Gelände befindlichen Bergbaumuseums Bad Grund. Die Anlage ist Bestandteil des Weltkulturerbes Oberharzer Wasserwirtschaft.
 ▪  Der Wiemannsbucht-Schacht (Teufe 761 m)
ist 1949 bis 1951 aus dem Blindschacht II entstanden, der zu der Zeit von der 12. bis zur 17. Sohle reichte. Zeitgleich mit der Inbetriebnahme des Wiemannsbucht-Schachtes wurde die Seilfahrt im Meding-Schacht eingestellt und das 4. Lichtloch des Tiefen Georg - Stollens abgeworfen. Die reguläre Seilfahrt und der Kauenbetrieb im Wiemannsbucht-Schacht wurden 1976 eingestellt. Bis zum Ende des EBG diente er weiter zur Bergeförderung und als einziehender Wetterschacht. Die Anlagen am Wiemannsbucht-Schacht (Hängebank, Fördermaschine) sind 2012 im wesentlichen in dem Zustand, in dem sie bei Betriebseinstellung verlassen wurden. Evtl. liegt das auch daran, das dort kein Museumsbetrieb eingerichtet wurde. Das Gelände ist in Privatbesitz.
Wiemannsbucht-Schacht
Der Wiemannsbucht-Schacht 2008

Zwischen 1900 und 1992 wurden abgeworfen und verschlossen:
 ▪  Der Hilfe Gottes - Schacht (Teufe 355 m)
Er ist im Laufe der Geschichte mindestens zweimal wieder aufgemacht worden (1682 und 1831) und wurde bis zuletzt mit Kehr- und Kunstrad betrieben. Er verfügte als letzte Schachtanlage im Harz noch über einen Pferdegaipel als "Reservemaschine" bei Wassermangel. Dieser Gaipel ist 1932 demontiert und im Oberharzer Bergwerksmuseum in Zellerfeld wieder aufgebaut worden. Heute hängt an ihm ein großes Schild "Herzog Auguster Schacht"... . Der Hilfe Gottes - Schacht wurde zuletzt 1895 bis auf 355 m Tiefe weitergeteuft und 1931 vom Tage bis zur 4. Sohle (Ernst-August - Stollen) entgültig abgeworfen. Er befindet sich auf dem Betriebsgelände auf der asphaltierten Fläche vor dem alten Tageststollen-Portal zum Achenbach Schacht.
 ▪  Das 4. Lichtloch des Tiefen Georg - Stollen (Teufe 498 m)
befindet sich vor dem Eingang zum Betriebsgelände Wiemannsbucht hangseitig. Das Lichtloch aus der Auffahrungszeit des Tiefen Georg - Stollen (1777-1799) diente auch zur Untersuchung des nahe durchstreichenden Silbernaaler Gangzugs (mit dem Bergsterner Bau) sowie des etwas weiter entfernten Rosenhöfer Gangszugs (mit dem Bergbaucassen-Querschlag) auf dem Niveau des Tiefen Georg - Stollens. Das Lichtloch wurde später auf 225,5 m Teufe weitergeteuft um von dort aus im September und November 1851 ein Ort und ein Gegenort zur Auffahrung des Ernst-August Stollens in Betrieb zu nehmen. Das Ort (aufwärts) ging in Richtung Bergwerks-Wohlfahrter Querschlag, das Gegenort (abwärts) ging in Richtung Knesebeck-Schacht. Mit Erweiterung der Abbaubereiche der Grube Bergwerkswohlfahrt in den 1890er Jahren wurde das Lichtloch abermals weitergeteuft. Es diente bis 1950/'51 als Fluchtweg und Wetterschacht und war seit 1905 mit einem Fördergerüst und Zechenhaus ausgestattet. Von 1908 bis zum Abriss 1951 wurde hier, wie am Knesebeck-Schacht, eine Hydrokompressorenanlage betrieben. Das Zechenhaus wurde um 1960 abgerissen. Heute ist von der Schachtanlage so gut wie nichts mehr zu sehen.
 ▪  Der Meding-Schacht (Teufe 517 m)
befindet sich jenseits des Taternplatzes im Innerstetal direkt an der B242 in Silbernaal. Er wurde 1829 bis 1832 abgeteuft, war Förderschacht der Grube Bergwerkswohlfahrt und diente bis zur Inbetriebnahme des Wiemannsbucht-Schachtes zur Seilfahrt der Oberharzer Beschäftigten im Betriebsteil Bergwerkswohlfahrt des EBG. Die zugehörige 500 V - Gleichstrom-Fördermaschine von 1902 wird allg. als die erste* elektrische Fördermaschine im Harzer Bergbau bezeichnet und steht heute im Deutschen Bergbaumuseum in Bochum. 1957 wurde das Untertage-Wasserkraftwerk am Meding-Schacht, Niveau Tiefer Georg - Stollen, von Gleich- auf Drehstromerzeugung sowie auf Fernsteuerung von der Einersberger Zentrale aus umgestellt. Die 2 Turbinen des Kraftwerkes, das heute noch vorhanden ist, wurden 1967 abgeworfen und der Schacht bis zum Tiefen Georg - Stollen verschlossen. Das Schachtgerüst von 1902 mit der Schachthalle ist ebenfalls noch vorhanden, mangels Konservierung jedoch in einem bedauernswertem Zustand. Das Gelände mit dem Meding-Schacht befindet sich in Privatbesitz und ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Zur Grube Bergwerkswohlfahrt gehörte auch der
Meding-Schacht
Der Medingschacht 1992
Zu der Zeit wurde das Gelände von einem Sägewerk genutzt.
 ▪  Schacht der 1733 eingestellten Grube Haus Braunschweig (Teufe 504m).
Er befindet sich westlich der Innerste ca. 350 m vom Meding-Schacht entfernt. Er wurde von der Grube Bergwerkswohlfahrt wieder aufgewältigt, bis auf 504 m weitergeteuft und als zweiter Förderschacht betrieben. Nach der Modernisierung der Grube und des Meding-Schachtes in den Jahren 1901 bis 1903 wurde der Haus Braunschweiger - Schacht nicht mehr benötigt und brannte am 19. April 1903 samt Schachtgebäude ab. Eine Methode, die auch heute noch dem Oberharz immer wieder frische Brandruinen beschert. Die Schachtpinge ist südlich des noch vorhandenen Trafogebäudes zwischen 2 ehemaligen Konzentrat-Bunkern auf dem zugänglichen Bergwerkswohlfahrter Aufbereitungsgelände zu finden.

Nachdem die Erzförderung am EBG eingestellt war, sollen die wasser- und umweltgefährdenden Stoffe und Materialien aus dem Grubengebäude entfernt worden sein und die Wasserhaltung wurde abgestellt. Das anfallende Grubenwasser läuft weiterhin, nun auf natürlichem Weg, über den Ernst-August-Stollen ab. Dieser Stollen, dessen Mundloch sich in Gittelde befindet, unterliegt seit Betriebsschließung keiner Unterhaltung mehr. Ob das auf lange Sicht klug ist, wird sich zeigen. Silbernaal, Wildemann, das Zellerfelder Revier, die Clausthaler Reviere, Bockswiese und Lautenthal werden ja auch vom Ernst-August-Stollen entwässert und vertikale Zugänge auf den Stollen gibt es nicht mehr viele.
Zum Schluß wurde das Betriebsinventar des EBG versteigert und die 1992 offenen 4 Tagesschächte verschlossen.

Übersichtskarte und Gangsystem

Wenn Du mit dem Mauszeiger auf das Bild fährst, wird das (vereinfachte) Gangsystem gezeigt, auf welchem das EBG (mit Ausnahme der Prinz Regenter Aufblätterungszone) gebaut hat. Zu jener Aufblätterungszone wurde vor der Zeit des EBG vom Knesebeck-Schacht/Ernst-August - Stollen aus ein 1150 m langer Querschlag getrieben und der Rosenhöfer Gangzug untersucht. Der Querschlag ist im Rahmen der Betriebsschließung mit einem neuen Damm (10 m stark) in ca. 200 m Entfernung vom Knesebeck-Schacht verschlossen worden.

* Der Ernst-August - Blindschacht in Wildemann soll bereits 1897 eine elektr. Fördermaschine erhalten haben.

Die Gangkarte ist entnommen aus:
Herbert Sperling, Dieter Stoppel; mit Beiträgen von Günter Berthold und Herbert Dennert
Die Blei-Zink-Erzgänge des Oberharzes (in 5 Lieferungen) Lieferung 3
Beschreibung der Oberharzer Erzgänge (einschließlich der Neuaufschlüsse im Erzbergwerk Grund seit Erscheinen der Lieferung 2)
Geologisches Jahrbuch Reihe D, Heft 34
E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1979
ISSN 0540-679 X
Lieferung 2 (1973) dieser Monographie behandelt speziell die Erzgänge des EBG

weiterhin habe ich folgende Literaturquellen verwendet:
Das Erzbergwerk Grund, Herausgegeben 1992 von der Preussag AG Metall in Goslar, Manuskript von Dr. Christoph Bartels
1831-1981 Grube Hilfe Gottes, Jubiläums-Broschüre von 1981 der Preussag AG Metall Goslar
Ausbau und Umgestaltung 1969/74 des Erzbergwerks Grund der Preussag AG Metall, Beitrag von Dr. Gerhart F. Gerecht in der Zeitschrift Erzmetall Band 28 (1975) Heft 5, S. 213-225
Etwas über den Meding-Schacht der Grube Bergwerkswohlfahrt und Silbernaal, Beitrag von Horst Böttcher im Allgemeinen Harz-Berg-Kalender 2012, S. 28-30, ISBN 978-3-86948-165-4
Diese Webseiten liefern weitere Informationen und Bilder.

Eine Seite, auf der die Zeit von 1933-1945, die ja gerne verdrängt wird, näher beleuchtet wurde. Die Originalseite ist tot, deshalb geht der Link in's Web-Archiv.
Zahlreiche Untertage-Photos von der Arbeit in der letzten Betriebszeit des EBG konntest Du auf der Homepage von Michael Myler finden. Die Seite ist inzwischen auch tot (2019).

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Glück Auf!


Zuletzt bearbeitet am 22. September 2021 Startseite © Christian Becker